Afrika ewiger Versorger des Westens
1) Mit Menschen
Alles begann mit dem Menschenhandel, dem sogenannten atlantischen Dreieckshandel. Dessen Beginn um den 16. Jahrhundert zurückgeht und der darin bestand, die aus Europa stammenden Manufakturgüter, Feuerwaffen, Salz usw. an der afrikanischen Küsten zu verschiffen und sie dann dort gegen Menschen einzutauschen.
Die an der afrikanischen Küste gegen Ware eingetauschten Menschen wurden wiederum weiter in den Menschenmärkte verkauft und nach Amerika verschifft. In Amerika angekommen wurden sie dann wie Lasttiere in den verschiedenen Arbeitsbereichen angesetzt und trugen somit viel für den Aufbau der damaligen neuen Welt bei.
Während Afrika Amerika mit seiner besseren und fähigeren „Arbeitskraft“ Mittels Dreieckshandels versorgte, verzichtete der Schwarze Kontinent selbst jahrhunderte lang auf ein riesiges Potential. Da wegen der strengen Auslese, ausschließlich starken und gesundheitlich fitte Männer und Frauen ausgesucht wurden, blieben überwiegend Männer und Frauen, deren Produktivität als sehr begrenzt eingeschätzt wurde zurück. Was für Amerika ein großer Gewinn war, stellte ein nicht zu kompensierender Verlust für den Schwarzen Kontinent dar. So fehlte Afrika starken Menschen für seinen eigenen Aufbau. Die Abschaffung des Menschenhandels hätte dazu beitragen können, dass Afrika sich von diesem Verlust erholte, stattdessen lauerte mit der Beendigung der Sklaverei bereits eine neue Geißel, die der Aufbau Afrikas Jahrzehnte lang behindern sollte: Die Eroberung Afrikas durch die Kolonialmächte.
2) Mit Rohstoffe
Wurden sie nicht mehr nach Amerika verschifft, so arbeiteten die Afrikaner im Zuge der Kolonialeroberung nun vor Ort anstatt am Aufbau des eigenen durch die Sklaverei über Jahrhunderte hinweg geschwächten Kontinents, an der Versorgung der Mutterländer mit Rohstoffe jeder Art. So ackerten die Afrikaner zum Beispiel Tag für Tag in Kolonialplantagen, deren Ernten nicht für den eigenen Verbrauch, sondern für denjenigen der Muterländer in Europa diente. Somit beteiligten sie sich am Aufbau der jeweiligen Mutterländer mit hohen Opportunitätskosten für den Aufbau des eigenen Kontinents.
Mit der Auflösung der Kolonialreiche in den 60er Jahre, verband man die Hoffnung, dass Afrika sich endlich seinen eigenen Aufbau widmen wurde. An Potenzial mangelte es trotz Jahrzehnte lange andauernde Ausbeutung kaum. Menschen- und Rohstoffreichtum stellten die besonderen Stärke des Kontinents dar. Nur das Know-how fehlte, weil der größte Teil der Bevölkerung nur auf Plantagenarbeit vorbereitet war. So wurde nach der Entkolonialisierung viel auf die Bildung gesetzt, die als Voraussetzung für die wirtschaftliche, soziale und politische Entfaltung der Menschen ist. Es wurde ein langwieriger Bildungsprozess in Ganggesetzt. So, dass selbst wenn mancherorts ein relativ hohe Analphabetismusquote heutzutage noch verzeichnet, so können die jeweiligen Länder des Schwarzen Kontinents heute eine gute ausgebildete Elite vorweisen. Dies erweckt neue Hoffnungen im Bezug auf die langersehnten Entwicklungserfolge des Kontinents, wenn da keine neue Geißen bereits in Anmarsch wäre: die Abwanderung von diesen qualifizierten Fachkräften ins Ausland.
3) Mit Human Kapital
So stellte GIGA 2006 fest, dass Afrika in den letzten beiden vergangenen Jahrzehnten ein Drittel seiner Akademiker durch Abwanderung in die Industrieländer verlor.
Würden die Afrikaner früher in die Sklavenschiffe mit Ketten gezwungen, so steigen sie heute freiwillig in den Schiffen und durchqueren den Atlantischen Ozean auf Kosten ihres Lebens.
Dies hat eine negative Wirkung auf die angestrebte Entwicklung und wie bei der Sklaverei und der Kolonialisierung steht Afrika heute beim Braindrain heute wieder mal als Verlierer da. Denn selbst wenn die Rücküberweisungen der afrikanischen Diaspora zur Armutslinderung beitragen, so dienen diese überwiegend dem Privaten Konsum und beflügeln damit die Inflation. Darüber hinaus, ermöglichen sie es den jeweiligen Staaten, sich der Verantwortung zu entziehen, für Wohlstand durch Förderung des Wirtschaftswachstums zu sorgen. Hinzu kommt die Tatsache, dass wenn ihr Bedarf durch die Rücküberweisungen der Diaspora gedeckt ist, die Bevölkerung keine Notwendigkeit mehr verspüren auf die Straßen zu gehen und sich für die lang überfälligen Strukturreformen einzusetzen, die maßgeblich zur Hebung ihres Lebensstandards beitragen würden und den qualifizierten Fachkräfte eine Alternative zu dem Westen bieten würde.
Ohne Druck aus der Bevölkerung, leiten die Regierungen freiwillig keine Strukturreformen ein und ohne Strukturreformen, die den von den Industrieländern sehr begehrten qualifizierten Arbeitskräfte Perspektiven bieten, werden diese weiterhin ins Ausland abwandern und der langersehnte Fortschritt würde dann noch sehr lange auf sich warten lassen. Die Tatsache, dass nach dem Jahr 2009 und 2010 auch heuer die Auszeichnung von der Mo Ibrahim- Stiftung an herausragenden Politiker zum dritten Mal in sechs Jahren keinen Abnehmer fand, lässt daran zweifeln, dass die Regierungen der jeweiligen Ländern dieses Problem erkannt haben.