Plastikmüll als Geißel unserer Zeit

Plastikmüll als Geißel unserer Zeit

Es gibt Zeiten an welchen ich bestrebt bin mich daran zurück zu erinnern womit wir unsere Einkäufe und Lebensmittel vor der Verbreitung von Plastiktüten verpackt haben. Diese Zeit scheint so weit zurück zu liegen, dass ich Schwierigkeiten habe mir vorzustellen wie unser Leben ohne Plastik ausgesehen hat.

Früher, wenn meine Mutter mich auf den Markt schickte um zum Beispiel Beignets zu kaufen, gab sie mir außer Geld auch immer eine Schüssel aus Aluminium oder aus Holz mit. Die Verkäuferin legte mir die Beignets in die Schüssel, ich legte den Deckel drauf und marschierte nach Hause. Sollte ich Kochbananen, Maniok oder Makabo kaufen, händigte mir meine Mutter einen Korb aus. Das Fleisch und Fisch ihrerseits wurden entweder in Bananen- oder Akoéblätter eingewickelt. Kaufte ich jedoch meine Beignets bei der Verkäuferin im Schulhof, wickelte sie sie mir entweder in ein Zeitungspapier oder in ein Zementpapier ein. Ein Papier dessen Inhalt zuvor Zement war. Zement wurde in Papiersäckchen verkauft. Für 50 FCFA pro Stück konnten die Beignets-Verkäuferinnen leeren Zementsäckchen von den Baustellen erwerben.

Die Beignets-Verkäuferinnen schüttelten die Rückstände des Zements ab, bevor sie uns dann darin Beignets und Piment verpackten. Als Kinder haben wir uns nie etwas dabei gedacht wir waren hungrig und die Beignets schmeckten hervorragend.

Nach und nach kamen die Plastiktüten und lösten Bananenblätter, Zementpapier und Co ab. Am Anfang waren die Plastiktüten kostbar und überaus wertvoll. Keiner wagte es sie weg zu werfen. Sie wurden immer wieder benutzt bis sie ganz kaputt waren. Auch dann wurden sie nicht weggeworfen. Sie fanden eine weitere Verwendung in der Schuhreparatur. Damit konnte man die Flipflop und alle Schuhe aus Plastik reparieren. Sie wurden angezündet und man liest die ich daraus ergebende Flüssigkeit auf die kaputte Stelle solange tropfen bis die Schicht so solide war, dass sie den Flipflop wieder einen Halt gab.

Den ersten Nebeneffekte von Plastiktüten erlebte ich auf dem Dorf. Unser Hahn hatte sich an einer Plastiktüte verfangen und war gefangen. Wegen der Bemühung sich zu befreien verletzte er sich an beiden Füßen. Diese wurden Eitrig. Es konnte nicht mehr gerettet werden und somit nie wieder krähen.

Mit der Zeit wurden die Plastiktüten immer mehr, so dass sie an Wert verloren. Bald begegnete man sie überall.

Besonders in der Stadt. So waren ganze Stadtteile vermüllt und die freilaufenden Tiere fielen den rumliegenden Plastikmüll immer öfters zum Opfer. Als ich nach Deutschland kam, war ich überrascht nirgends auf der Straße Plastikmüll liegen zu sehen, obwohl Plastik überall Verwendung fand. Dann habe ich das System kennengelernt, das dafür sorgt, dass Plastik in aller Ruhe wieder verschwindet, das dafür sorgt, dass die  Straßen die Überschwemmung an Plastik nicht wiederspiegeln. So fragte ich mich wozu die Aufregung in den Medien über den unsichtbaren Plastikmüll? Auch die Diskussion über Plastikmüll im Meer ließt mich kalt, bis ich selbst damit konfrontiert wurde. Der Haus- und Privatstrand auf den wir uns vor unserem Sommerurlaub so gefreut hatten war komplett mit Plastik vermüllt. Schockiert, konnten wir nicht glauben, dass der Müll tatsächlich vom Meer kam. Aber das Haus war komplett von der Zivilisation abgeschnitten. Keiner wäre extra aus der Stadt gereist um seinen Müll dort zu entsorgen. Zumal es sich um ein entwickeltes Land handelt dessen System auch bestrebt ist dem Müll keinen Ausdruck zu verleihen. Der Strand an sich war paradiesisch und der schwimmende Plastikmüll nahm ihr die Schönheit. Wir haben den Müll schließlich gefischt in Säcke gepackt und zu den Rangers zur Müllstelle gebracht. Danach haben wir zwei Wochen die Schönheit des Strandes genießen dürfen.

Es wurde mir jedoch klar, dass selbst wenn der Plastikmüll durch das System unsichtbar gemacht wird, dass dieser allgegenwärtig ist und wenn wir nicht handeln, dass Tiere und Meere nicht seine einzigen Opfern bleiben werden.

Darauf zu warten, dass sich etwas von Oben tut, wie Beispielsweise in Ruanda, wo das Plastiktütenverbot seit 2008 erfolgreich umgesetzt wird  wäre zu lang. Wenn jeder vor seiner eigenen Tür kehrt könnte man bereits viel erreichen.

Als Vorsatz für das Jahr 2019 haben meine Familie und ich entschieden progressiv auf Plastiktüten zu verzichten, wenn immer es geht auf Alternativen zu setzten.

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