Braindrain: So profitiert Subsahara-Afrika
Fehlende Zukunftsperspektiven nach dem Studium, Aussichtslosigkeit auf dem Arbeitsmarkt, geringe Bezahlung, Attraktivität ausländischer Universitäten und Hochschulen. Gründe für die Talentabwanderung aus Subsahara-Afrika sind vielfältig. Genauso vielfältig sind die Ängste die mit ihr einhergehen. Angst vor dem Humankapitalverlust, Angst vor dem Verlust an Leistungspotenzial, Angst vor dem Verlust von volkswirtschaftlichen Investitionen, Angst vor den entgangenen Steuereinnahmen und vor der Schwächung der Innovationskraft des Landes. Schließlich benötigen die Länder südlich der Sahara ihr Humanvermögen selbst, weil es in vieler Hinsicht ein Garant für den wirtschaftlichen Wohlstand darstellt wonach sie sich sehnen. Doch die Humankapitalflucht kann auch allen Ängste zum trotz von Vorteil sein.
Tatsächlich erweis sich Braindrain als profitabel für die Herkunftsländer. Allen voran, wenn die Alternative dazu die Arbeitslosigkeit ist. Wer abwandert führt Rücküberweisungen nach Hause ab. Damit trägt die Diaspora zur Entwicklung der Herkunftsländer bei. Einer Pressemitteilung der Weltbank ist zu entnehmen, dass im Jahr 2021 die Rücküberweisungen 49 Milliarden US-Dollar erreichten. Damit stellen diese die größte ausländische Einnahmequelle für die Region dar und übertreffen ausländische direkt Investitionen und Entwicklungshilfe, so die Weltbank. Weiterhin profitiert Afrika südlich der Sahara von Wissens- und Technologietransfer, vor allem mit Blick auf die Rückkehrer, die zumeist mit eigenen mitgebrachten Ersparnisse unternehmerische Initiativen und Entwicklungsprojekte ansteuern. Was wiederum Humankapital generiert.
Ich kam für das Studium nach Deutschland und war fest davon überzeugt danach zurückzukehren. Ich habe aber schnell realisiert, dass ich meinen Geschwistern und meiner verwitweten Mutter nur finanziell Unterstützen kann, wenn ich hier bin. Ich hätte damals in Kamerun als Studentin keine Chance gehabt, neben dem Studium zu jobben geschweige, denn mit dem Lohn gleichzeitig für mein Studium und die Ausbildung meiner Geschwister aufzukommen. Hier konnte ich bereits im ersten Semester mit diversen Studentenjobs Rücküberweisungen tätigen und in Humankapital investieren. Genauso geht es vielen in der Diaspora. Entscheidend ist, dass diese Rücküberweisungen gut investiert werden, damit sie ihren Zweck als Katalysator für die Wirtschaft südlich der Sahara erfüllen können.