Nabucco-Pipeline als Gewährleistung der Gasversorgung?
Dependenz ist immer mit Unsicherheit verbunden, ob von Russland oder von Zentralasien.
Es liegt bekanntlich im Interesse eines jeden Staates, sich nicht einseitig abhängig von einem anderen machen zu lassen, um weiterhin souverän und handlungsfähig zu bleiben.
Sollte die Dependenz trotzdem eine Notwendigkeit darstellen, dann ist es klug für ein Staat diese möglichst zu diversifizieren. Diversifizierung verleiht hier einen Unsicherheits mindernden Effekt ist jedoch kein Garant für Sicherheit. Wie die Finanzkrise gezeigt hat, neigen die Staaten in Notsituationen dazu, ihre Handlungen maßgeblich an Nationalinteressen zu orientieren, bevor sie global denken.
Nachdem Ende 2008 Anfang 2009 der aufgeflammte Gastreit zwischen der Ukraine und Russland die Gasversorgung der Europäischen Länder zu gefährden schien, wurde vehement in Europa über alternative Pipeline-Routen diskutiert, die die EU von der größeren Abhängigkeit von russischem Gas befreien würden.
Mit dem Bau der Nabucco-Pipeline, die von der türkischen Ostgrenze bis nach Österrreich führt, möchte die EU dieses Ziel erreichen und Europa mit zentralasiatischem Gas versorgen.
Heute war der Tag an dem ein entscheidender Schritt in diese Richtung besiegelt wurde. Aufgrund des in Ankara zwischen der Türkei und den vier EU-Staaten unterzeichneten Abkommens, wurde die Grundlage für den Bau der Nabucco-Pipeline geschaffen. Ginge es um den EU-Kommissionpräsidenten José Manuel Barroso, hätte der Bau am liebsten heute auch begonnen. So schnell will sich die EU von den Ketten Russlands, was die Gasversorgung anbelangt, befreien und somit unabhängig sein.
Die Frage ist, ob die EU mit diesem Schritt die Verletzbarkeit – die mit der übermäßigen Abhängigkeit von ausländischer Energieversorgung einhergeht – dadurch reduziert, ob es hier nicht lediglich eine Verlagerung der Dependenz stattfindet, die in Zukunft auch Europa zum Verhängnis werden könnte.