WM in Südafrika: Chance für den Schwarzen Kontinent?

WM in Südafrika: Chance für den Schwarzen Kontinent?

Zum ersten Mal in ihrer achtzig jährigen Geschichte wird die Fussball-WM heute tatsächlich – es gab ja schließlich viele Pessimisten – auf dem afrikanischen Boden angepfiffen. Wie der südafrikanische Präsident Jacob Zuma es gestern bei dem Konzert zur Eröffnung der Fussball-WM 2010 auf den Punkt brachte, fungiert sein Land zwar als Bühne auf der dieses Ereignis stattfindet, dieses hat jedoch zugleich eine enorme Bedeutung für ganz Afrika.

Obschon dies als ein vorsichtiger Versuch interpretiert  werden kann, den afrikanischen Kontinent auch als vollen Bestandteil des  Weltgeschehens,  zumindest im Sport Bereich zu integrieren, so bestätigt dies  die gängige Bezeichnung Afrikas als vergessener Kontinent. Ausnahmen bestätigen eben die Regel.

Nichtsdestotrotz  hat der Schwarze Kontinent mit diesem, laut Handelsblatt größten Medienevent der Welt, die einmalige Gelegenheit zu beweisen, dass er sich entgegen der gängigen Vorstellung nicht mit Kriege, Hunger, Seuche, Staatszerfall, Missmanagenment, Korruption, u.s.w. resumieren lässt.

Denn dieser Kontinent hat ein großes Potential, das bis jetzt – aufgrund sowohl endogener als auch exogener Ursachen – noch nicht ausgeschöpft worden ist. Die Kolonialzeit zum Beispiel hat viele Konflikte, die vermutlich längst hätten verarbeitet werden können hinausgezögert, und somit den Selbstfindungsprozess nicht nur unterbrochen, sondern auch behindert. Denn genauso wie jeder Mensch, durchläuft auch jede Gesellschaft einen Selbstfindungprozess. Diese wird dann in einer Gesellschaft abgeschlossen, wenn die Menschen in ihrem Zusammenleben gemeinsame Interessen und Werte erkennen und diese auch schätzen und beschützen lernen. Dieser lange, harte und beschwerliche  Prozess hat auch die heutige erfolgreiche Europäische Union  durchlaufen müssen. Kriege, Menschenrechtsverletzungen, Seuche, Hungersnöte, Staatszerfall, Missmanagement, Korruption, obwohl sie teilweise relativ lang zurückliegen, sind dennoch auch Bestandteil der Geschichte Europas. Dies nur um zu zeigen, dass der Frieden, die Freiheit und  der Wohlstand, die heute nur in Verbindung mit Europa bzw. dem Westen gebracht  werden, keine Selbstverständlichkeit sind. Diese haben über Jahrhunderten hinweg hart erkämpft werden müssen.

Afrika ist mit der Afrikanischen Union auch auf dem besten Weg dorthin. Die Fussball-Weltmeisterschaft  in Südafrika beweist, dass man erst durch seine Taten ernst genommen wird. So ist es kein Zufall, dass diese ausgerechtnet in Südafrika stattfindet, das als einzige Industrienation in Afrika fungiert. Affen können bekanntlich eben nur zwischen gleichgroße Bäumen springen, um ein afrikanisches Sprichwort aufzugreifen.

Diese Fußball-WM kann zwar erheblich zur Veränderung Afrikas  Außenbildes beitragen, das Wichtigste jedoch ist, dass wir Afrikaner endlich unsere Kräfte einigen, unsere  gemeinsame Interessen und Werte erkennen und auch danach handeln. Die Anerkennung wird dann ganz alleine kommen. China macht es uns ja gerade vor.

Schreibe einen Kommentar