Afrika: Ethnizität und Demokratie zwei Gegensätze?

Afrika: Ethnizität und Demokratie zwei Gegensätze?

Ethnizität erstickt die Demokratie!

Wird in den westlichen Demokratien die parteientypologie durch verschiedene Konfliktlinien gekennzeichnet, wie dies die Differenzierung Rokkans zeigt u.a. Bourgeoisie contra Proletariat, Staat contra Kirche, Stadt contra Dorf etc… so fusst die Parteientypologie der Länder Afrikas nicht primär- wie es von einer Partei erwartet wird- auf eine Gruppe gleichgesinnter Bürger, die sich die Durchsetzung gemeinsamer politischer Vorstellungen zum Ziel gesetzt haben, sondern die ethnische Zugehörigkeit entscheidet zumeist über die Parteizugehörigkeit. Was dem demokratischen Prozess zwangsläufig im Wege steht.

So kommt es zum Beispiel in Kamerun, dass die Regierungspartei die RDPC (Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais) hauptsächlich eine Partei der Beti,  die UPC (Union des Populations du Cameroun) eine Partei der Bassa und  SDF (Social Democratic Front) eine Anglo/Bami Partei sind, um nur diese zu nennen.

Es geht hier weniger um die Durchsetzung zum Beispiel gemeinsamer wirtschaftspolitische, sozialpolitische, Umweltpolitische oder ethische Interessen, als vielmehr  um die Durchsetzung der Interessen einer bestimmten ethnischen Gruppe.

Dementsprechend werden auch die Ämter in der Regierung besetzt. Die Qualifizierung und die Geeignetheit sind hier zweitrangig.

Der Staatschef ist somit primär der Präsident seiner ethnischen Gruppe.

Das für die afrikanische Mentalität typische Prinzip  der „Väterlichen Solidarität“, das beinahe einem ungeschriebenen Gesetz gleicht, verpflichtet jeden Politiker und jeden Inhaber öffentlicher Ämter, seiner Familie bzw. seiner breiten Verwandschaft, seiner Herkunftgemeinschaft und seinen politischen Klienten zu helfen. Wenn dies nicht in Form von Schenkung Steuergelder geschieht, dann  in Form von Posten-und Auftragsvergabe.

Diese moralische Verpflichtung verletzt aber die Grundsätze der Chancengleichheit und diejenige der Gerechtigkeit, die demokratische Kriterien darstellen.

Es geht hier primär weder um den Gemeinwille noch um das Allgemeinwoh, sondern um den Sonderwille der jeweiligen regierenden ethnischen Gruppen. Diese ethnischer Despotismus kann so alles sein, aber von der Demokratie ist sie noch weit entfernt.

Also wie beabsichtigt die Afrikanische Union, die Vereinten Staaten von Afrika,  wofür sein Kommissionspräsident Jean Ping zunehmend Sympathie entwickelt, zustande zu bringen? Wenn die verschiedenen Mitgliedsländer innenpolitisch  so fragmentiert sind, dass die ethnische Identität Vorrang vor der nationalidentität hat? Wie kann unter diesen Umstände eine afrikanische Identität erreicht werden?

Die Konvertierung dieser Sonder- bzw. Ethnie bezogenner Wille in Gemeinwille ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Nationenbildung.

Diese wiederum ist Voraussetzung für den Fortschritt.

Das Scheitern des Schwarzen Kontinents ist somit unter anderen an einer fehlgeschlagenen Nationenbildung zurückzuführen. Eine Erfolgreiche abgeschlossene Nationenbildung der einzelnen Länder Afrikas ist somit Ausschlaggebend für den Demokratiesierungsprozess und für den Fortschritt.

2 Gedanken zu „Afrika: Ethnizität und Demokratie zwei Gegensätze?

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  2. Auch in Europa gilt das Prinzip der „Väterlichen Solidarität“, weil diese biologisch iniziiert ist. Allerdings sind die Europäer weit mehr ethnisch homogen und haben es geschaft einen kulturell bediengten Nichtangriffspakt zu formilieren. Diesen Nichtangriffspakt nennen wir Zivilisation. Sollten sich hier aber Gruppen bilden, die diese Zivilisation nicht anerkennen, wird die „Väterlichen Solidarität“ auch hier voll zum Tragen kommen. Letztendlich ist nur eine ethnisch homogene Gruppe zu einer weitgehenden Solidarität fähig. Das wurde in Afrika sträflich vernachlässigt. Und auch in Europa gibt es Bestrebungen die homogene Gruppen durch zugewanderte Ethnien zu heterogenisieren.

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